Erfahrungsbericht

Allianssi Cruise Finnland 10. - 12. April 2018

Jugendpartizipation wird in Finnland gross geschrieben: Zurzeit arbeitet die finnische Jugendarbeit an einem neuen Gesetz, welches die Gleichberechtigung der Generationen verankern soll. Lokale youth councils sind in jeder finnischen Gemeinde ein starker Bestandteil um die Jugendpartizipation auch in der Politik zu gewehrleisten. Keine politischen Entscheidungen sollen ohne die Beteiligung von Jugendlichen getroffen werden. Für das setzt sich das finnische Jugendparlament ein. Aussergewöhnlich ist die gute kommunale Vernetzung in Finnland. So arbeitet zum Beispiel die offene Jugendarbeit zusammen mit den Schulen sowie dem Militär- und Zivildienst um junge Menschen frühzeitig aufzufangen wenn sie aus der Schule oder dem Zivildienst fallen und sie zu unterstützen den Einstieg wieder zu finden und ihre Probleme anzugehen. Wer mehr über die finnische Jugendarbeit wissen möchte, kann sich hier schlau machen.

Die Allianssi Cruise1 bot Gelegenheit zum Austausch mit Kolleg*innen der europäischen Jugendarbeit. Kontakte konnten zur Deutschen, Griechischen, Kroatischen, Österreichischen und Slowenischen Jugendarbeit geknüpft werden. Als Vorprogramm zur Konferenz konnten wir als die ersten internationalen Gäste im Rahmen von Erasmus+/movetia das kulturelle Jugendzentrum Happi in Helsinki, besuchen. Es ist das grösste Jugendzentrum in Helsinki neben den anderen 84 kleineren Institutionen. Dort bekamen wir Einblick in die mobile Jugendarbeit und die kulturelle Jugendarbeit.

Happi streckt sich in einem alten Bürogebäude über vier Etagen aus. Es beinhaltet nebst einem Veranstaltungsraum diverse Studios für kreatives Arbeiten: Theater, Fotographie, Rapp, Radio, Multimedia, IT-Werkstatt, ein Graffiti-Atelier und alles was ein Jugendherz begehren könnte. Die kulturelle Jugendarbeit ist ein wichtiger Bestandteil und Jugendliche aus dem ganzen Land dürfen die Einrichtungen nicht nur kostenfrei, sondern auch mit der Unterstützung von Profis nutzen. Sie arbeiten nämlich auch zusammen mit namhaften Künstlern.

Am zweiten Tag ging es dann auf das Cruise-Schiff. Bei strahlendem Wetter stachen wir in See und die Konferenz konnte beginnen. Das Rahmenprogramm auf Englisch gab spannende Einblicke in die Geschichte der Finnischen Jugendarbeit, die Handhabung der digitalen Jugendarbeit sowie Programme welche im Rahmen der europäischen Union unterstütz und in internationaler Zusammenarbeit umgesetzt werden. Darunter zum Beispiel die Jugend-Wiki – eine Online Datenbank auf welcher die Jugendgesetze, nationalen Strukturen und Aktionspunkte der Jugendarbeit aller europäischen Länder nachzuschlagen sind. Die Schweiz ist hier noch nicht vertreten.

Wer sich für die digitale Jugendarbeit interessiert und wie die Finn*innen mit dieser Herausforderung umgehen, sollte unbedingt einen Blick auf die Webseite von Verke werfen. Darauf zu finden sind Publikationen in Englisch, ein Leitfaden, ein Buch sowie ein Podcast. Verke ist das nationale Kompetenzzentrum für digitale Jugendarbeit in Finnland. Ihre Vision ist es allen, die mit jungen Menschen arbeiten, die Möglichkeit zu geben, digitale Medien und Technologie als Teil ihrer Arbeit zu nutzen. Weiter geht es auch darum, wie über die digitale Jugendarbeit das Wohlergehen, die Inklusion und die Gleichstellung junger Menschen gefördert werden kann.

Buch: Digital youth work a finish perspective;
Leitfaden: Guidance for digital youth work
Radio Podcast: Digital youth work sessions

1 Allianssi ist der nationale Jugendrat in Finnland und eine Dienstleistungs- und Beratungsorganisation im Bereich der Jugendarbeit. Alle 2 Jahre lädt Allianssi zu einer Vernetzungs-Cruise ein, die grösste Jugendkonferenz mit über 1000 finnischen Jugendarbeiter*innen, Jugendorganisationen und Entscheidungsträger*innen.